Die Geschichte eines russischen Waisenkindes. (BO) Heute ist John Lahutsky Amerikaner. Geboren wurde er allerdings 1990 in Moskau, aufgewachsen ist der kleine Wanja in einem russischen Kinderheim. Im Alter von fünf Jahren wurde er, der in Wirklichkeit allenfalls gehbehindert jedoch hochintelligent war, für bildungsunfähig erklärt und in eine Irrenanstalt für Erwachsene verlegt, die kaum ein Kind überlebt. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr erhielt er keinerlei Bildung. Dank seiner einnehmenden Persönlichkeit und der besonderen Fähigkeit, Beziehungen zu Menschen aufzubauen, schlossen ihn eine Reihe von Personen ins Herz und bemühten sich unermüdlich um seine Rettung aus dem mörderischen Fürsorgesystem. Die Beschreibung der Zustände in den sogenannten Babyhäusern und Internaten, das Bewusstsein, dass dies alles noch heute in Europa passiert, und der Gedanke, ein Kind müsse ein solches Dasein fristen, sind unvorstellbar. Die Kinder werden weder ausreichend ernährt noch hygienisch einwandfrei versorgt. Vor allem aber fehlen ihnen Zärtlichkeit und liebevolle Ansprache. Sie verkümmern seelisch und haben keine Chance, sich altersgemäß zu entwickeln. Viele von ihnen sterben. Heute existiert ein weltweites Netzwerk von Organisationen, die sich für Heimkinder in Russland engagieren. Doch das Kinderschicksal des kleinen Wanja ist trotzdem immer noch keine Ausnahme, noch heute befinden sich mehr als 800.000 Kinder in der Obhut des russischen Staates. Dieses Buch, geboren aus der Suche nach den eigenen Wurzeln, ist ein Versuch, dem grausamen System ein Ende zu setzen und wenigstens ein paar Gleichgültige zu Mitfühlenden zu machen. *bn* Martina Stiegler

Personen: Tessari, Carina Philps, Alan Lahutsky, John