Thomas Bernhard privat und die Schauplätze seiner Werke. Vor zwanzig Jahren starb Thomas Bernhard (1931-1989). Der meistgehasste österreichische "Nestbeschmutzer" hatte die Uraufführung seines letzten Skandalstücks, des Dramas "Heldenplatz", nur um wenige Monate überlebt. Es dauerte nicht lange, bis der vormals Verfemte zum Klassiker wurde, auf den sich sogar jene Politiker beriefen, die ihn zu seinen Lebzeiten am heftigsten geschmäht hatten. Ein österreichisches Schriftstellerschicksal: Erst ein toter Autor ist ein guter Autor. Auf der posthumen Bernhardwelle ritten etliche Bekannte und Weggefährten, die sich bemüßigt fühlten, ihre Erlebnisse mit dem Dichter in Buchform zu publizieren. Auch der Kunsthistoriker Wieland Schmied und seine Frau, die Fotografin Erika Schmied, hätten gewiss einiges zu erzählen, waren sie doch jahrzehntelang mit Bernhard befreundet, was nicht einfach gewesen sein dürfte, da Bernhard zu abrupten Beziehungsabbrüchen neigte. Es ist dem Ehepaar Schmied hoch anzurechnen, dass es aus seinem Insiderwissen kein Kapital schlägt, sondern in Bild und Text stets die Loyalität und Diskretion wahrt. Paparazzi-Schnappschüsse und sensationelle Enthüllungen sucht man bei ihnen vergebens. Im nunmehr vierten Bildband, den die beiden gemeinsam herausgegeben haben, gewinnt man dennoch einen Einblick in das Leben des Privatmanns. Da sieht man einen entspannten und gut gelaunten Bernhard Most trinken, in der Hängematte liegen und Eis schlecken. Ein weiterer Schwerpunkt des Bandes sind die Schauplätze von Bernhards Werken, die hier fotografisch verewigt sind. Viele von ihnen, etwa die aus dem Roman "Der Keller" bekannte Scherzhauserfeldsiedlung, sind längst verschwunden oder haben sich bis zur Unkenntlichkeit verändert.

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Personen: Schmied, Erika Schmied, Wieland

Schlagwörter: Bildband Biographie