Umfangreiches und anschaulich bebildertes Standardwerk zu den Ursprüngen und Mechanismen ästhetischer Kommunikation. Die erstaunlichen Höhlenmalereien von Lascaux oder das eilig hingeworfene Graffiti an einer Hausmauer - der Drang, sich bildhaft mitzuteilen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Zum bevorstehenden 80. Geburtstag hat der bekannte Wiener Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt zusammen mit der Kunsthistorikerin Christa Sütterlin einen großformatigen Bildband vorgelegt, der Kunst als spezifische menschliche Ausdrucksform aller Zeiten beleuchtet. Warum werden Kunstausstellungen nach wie vor wie Mega-Events gestürmt, was erwarten sich die Besucher? Der universelle Wunsch, Kunst herzustellen, ist ein Urinstinkt, den der vergleichende Humanethologe an Kindern indianischer Naturvölker nachweist, elementar auch die Reize, die bestimmte Farben ausüben. Die Chiffren, die benutzt werden, um Menschen darzustellen, sind bei bronzezeitlichen Felsbildern, afrikanischen Volksstämmen oder Bildern Picassos gleich. Der Biologe und die Historikerin forschen der weltweiten Symbolgeschichte und den individuellen Codes nach, die sich für Gruppen entwickeln, und kommen dabei zu neuen Denkansätzen. Was gilt als schön? Die Suche nach Vollendung wird beispielhaft an gotischen Kathedralen erklärt, die das himmlische Jerusalem nachzuahmen versuchen. Das Verlangen, Ordnung herzustellen, kann an einem kunstvollen afrikanischen Flechtmuster und an der Fassadengliederung einer mittelalterlichen Kirche abgelesen werden. Kunst als Luxusgegenstand, als Schmuck, als Teil von Ritualen oder ihr Mißbrauch für politische Ästhetik runden die Themen ab, alle Kapitel werden mit einer Vielzahl interessanter Zitate und Thesen verschiedenster Philosophen, Künstler und Literaten versehen, was zum eigenständigen Vertiefen animiert. Die über 800 Abbildungen bestechen durch ihre Auswahl und Qualität und sind ein Grund, diesen vorbehaltlos empfehlenswerten Bildband immer wieder zur Hand zu nehmen und zu neuen Erkenntnissen zu kommen, wobei aller Kunst die Selbstreflexion der Künstler und die Sinndeutung der Welt gemein ist.

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Personen: Eibl-Eibesfeldt, Irenäus Sütterlin, Christa

Standort: HST

Schlagwörter: Kommunikation Bildband Kunstgeschichte