Raffinierter Roman über Leidenschaft und Liebe, Schuld und Sühne sowie die Beiläufigkeit des Bösen. (DR) Am heißesten Sommertag Englands im Jahre 1935 geraten im Landhaus der vornehmen Familie Tallis die Gefühle in Wallung. Zwischen Cecilia, der ältesten Tochter des Hauses, und Robbie, dem Sohn der Haushälterin, entflammt eine leidenschaftliche, unstandesgemäße Liebesbeziehung und die kokette, minderjährige Kusine wird Opfer einer Vergewaltigung. Aufgrund einer fehlinterpretierten Beobachtung bezichtigt die dreizehnjährige Briony, Verfasserin hoffnungslos romantischer Theaterstücke, Robbie fälschlicherweise der Tat und zerstört so das Lebensglück ihrer Schwester Cecilia. Im zweiten und dritten Teil des Romans wird der Leser immer wieder durch das Spiel mit verschiedenen Wirklichkeiten und neuen Versionen vom Schicksal des Liebespaares getäuscht. Der mit dem Booker Prize ausgezeichnete britische Schriftsteller entpuppt sich als Meister der Überblendung des Fiktiven mit dem Tatsächlichen. Robbies Überlebenskampf im nahezu unerträglich real beschriebenen Kriegsgeschehen von Dünkirchen, Brionys erschütternde Erlebnisse bei der Pflege Schwerstverletzter in einem Londoner Spital, ihre lebenslang andauernde Hoffnung auf Vergebung ihrer Schuld und die stets im Raum stehende Frage nach der Wahrheit verleihen dem psychologisch und historisch faszinierenden Roman eine unglaubliche Intensität, Dynamik und Vielschichtigkeit. Ian McEwan demonstriert wie rasch winzige Ursachen katastrophale Folgen nach sich ziehen können und versucht den Zusammenhang zwischen Schreiben und Moral zu ergründen. Die breite Palette facettenreicher Charaktere, die nicht kalkulierbare Handlung, die sorgsam gewählten Plots und die geglückte Übersetzung machen diesen Roman zu einem besonderen Leseerlebnis, das jede Bibliothek seinen Lesern gönnen sollte. *bn* Elisabeth Zehetmayer

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Personen: MacEwan, Ian