Annotation: Das 15-jährige Mathematik-Genie Chiara wird im Preußen des 19. Jahrhunderts in geheim(dienstlich)e Machenschaften verstrickt. Rezension: Eine Geschichte in der Tradition der besten, schwärzesten Gothic novels: Geboten werden ein Dr. Jekyll-Mr.Hyde-Charakter, wie Mordversuche anmutende Unfälle, die sprichwörtliche Folterkammer im Keller, ein wie Quasimodo durch sein Äußeres Angst verbreitender Diener, etc. (Wir wollen, gemäß der im Buch gekonnt angewandten "suspense" nicht gleich alles brühwarm weitergeben). Eine gelungene, spannende Mischung aus historischer Erzählung, Abenteuergeschichte und Krimi. Nach dem rätselhaften Tod ihrer Eltern muss die 15-jährige Chiara 1860 ihre Heimat Italien verlassen und nach Berlin zu einem unbekannten Onkel. Trautes Heim findet sie da keines. Der Mathematikprofessor, mal furchteinflößender, grausamer Tyrann und Scheusal, mal sanfter, charmanter Gentleman, weckt ihr Misstrauen. Ebenso wenig weiß sie den Kampf zwischen Onkel und dessen Sohn, der sich gegen die Autorität des Vaters auflehnt, ihn als verrückt bezeichnet, einzuordnen. Einziger verlässlicher Trost für Chiara sind ihre Künste im schnellen Kopfrechnen kompliziertester Aufgaben (für sie besitzen Zahlen Schönheit und Poesie, sie sind lebendig), sie scheinen ihr auch den Weg zum Herz des Onkels zu ebnen. Wenn dieser nur nicht diesen seltsamen Treuebeweis fordern würde... So viele Geschehnisse kann sie nicht deuten. Die gut versteckten Pläne für eine revolutionäre Rechenmaschine, Erfindung von Chiaras Vater, scheinen der Schlüssel zu all den unerklärlichen Vorgängen zu sein. Chiara wird Opfer im Spiel der politischen Mächte und deren Geheimdienste. Und das alles in einer Zeit des rasanten technischen Fortschritts, als Dampfschiffe und Montgolfieren der letzte Schrei sind. Die Protagonistin ist gefordert sich zu behaupten und ihren Weg zu finden.

---

Personen: Seidel, Jürgen

Schlagwörter: Antolin