Karahasan, Dzevad
Sara und Serafina Roman
Buch

Krieg in Sarajevo und wie er die Menschen verändert. (DR) *f36* Der bosnische Autor Dzevad Karahasan ist wie kein anderer Autor ein Vermittler zwischen orientalischer und okkzidentaler Tradition und Kultur. Der Krieg auf dem Balkan hat ihn literarisch bereits mehrmals beschäftigt, teils in Essays oder aber eingebettet in den reichen orientalischen Erzählschatz. In "Sara und Serafina" konzentriert er die Handlung des Romans auf das Kriegsgeschehen in seiner Heimatstadt Sarajevo und stellt eine alte Frau in den Mittelpunkt seines ganzen Interesses. Der Erzähler ist der "Professor", der in die Lage gerät, einer ihm Unbekannten und ihrer Tochter zu illegalen Ausreisepapieren zu verhelfen. Sara beeindruckt ihn und ihr Schicksal verbindet sich mit dem seinen. Karahasan erzählt nicht chronologisch einlinig, sondern schweift ab, ja er beginnt seine Geschichte sogar mit einer Abschweifung, um immer wieder zu Sara, ihrem Leben und ihrer Persönlichkeit, zurückzukehren. Sie hat den 2. Weltkrieg überlebt und nun soll ihre Schwester im sicheren Zagreb zum dritten Mal die Retterin sein. Antonija, die Tochter, schafft es, ihr Leben zu retten, der Freund, ein Moslem, verliert im Krieg den Arm und Sara hat den Krieg in der eingeschlossenen Stadt seelisch nicht verkraftet, es hat sich die Sara in ihr im Widerstreit gegen die Serafina durchgesetzt, sie wird von einer Granate zerfetzt. Dzevad Karahasan, der mit seiner Frau erlebt hat, was es heißt, in einer umkämpften und eingekesselten Stadt zu leben, und der ausreisen konnte - heute lebt er in Graz und Sarajevo - weiß auch, wovon er schreibt. Es geht nicht um Kämpfe auf den Schlachtfeldern, die kommen auch vor, ihn interessieren vielmehr die Kämpfe in den Seelen der Menschen. Daher lässt er seinen Erzähler von Sara reden und von sich, um zu zeigen, dass man in den Kriegswirren nicht derselbe bleibt. Empathisch zieht er die Leser/innen mit hinein in den Zwiespalt von Retten und Gerettet-werden. Die Reflexionen des Professors, seine Stellungnahmen, seine Selbstkritik - die Erzählweise Karahasans ist zwingend, mitfühlend und manchmal leicht ironisch. Der Roman ist so anders als seine vorhergehenden Texte, aber so wichtig wie alle Vorgängertexte, es ist ein Plädoyer gegen den Krieg und gegen die psychische und physische Zerstörung von Menschen und zugleich der Beweis, dass es Menschlichkeit gibt. - Sehr zu empfehlen.


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Personen: Karahasan, Dzevad

Karahasan, Dzevad:
Sara und Serafina : Roman / Dzevad Karahasan. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2000. - 190 S. - Aus dem Bosn. von Barbara Antkowiak
ISBN 978-3-87134-409-1 fest geb. : ATS 218,00 / € 1

Zugangsnummer: 2020/0258
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Kar - Buch