Ein Jugendlicher erfährt über Umwege, dass er der Sohn eines jüdischen Vaters und einer Mutter mit Nazivergangenheit ist. (ab 14) (JE) Jonathans Welt ist eng und einsam und vor allem "sprachlos". Der Vater hat die Familie verlassen, der (psychisch) kranke Großvater ist immer in seinem Zimmer in der Mansarde des Hauses, die Schule ist bestenfalls eine Randerscheinung. Abwechslung bieten zwei herumlungernde Jungs, derentwegen sich Jonathan auf Kleinkriminalität einlässt und gleich erwischt wird. Als Wiedergutmachung wird er zum Arbeitsdienst in der psychiatrischen Tagesklinik verpflichtet, wo er Ilsebill, der Frau, die er bestohlen hat, wieder begegnet. Sie ist Malerin und malt sich Schuldgefühle, die ihr aus dem 2. Weltkrieg geblieben sind, von der Seele. Dadurch wird Jonathan für verdrängte Schuldgefühle, für nicht aufgearbeitete Schicksale und für noch vorhandenen Antisemitismus sensibilisiert und er erkennt, dass nur Dinge, die auch zur Sprache kommen dürfen, gelöst werden können. IRRSTERN steht auf einem Mahnmal auf dem Klinikgelände der Psychiatrie in Bremen, das der Euthanasieopfer gedenkt. Den Anstoß zu diesem Buch erhielt die Autorin durch die Frage einer Auschwitz-Überlebenden: "Welche Bedeutung hat Auschwitz für einen Jugendlichen von heute?", und sie spürt in ihrem Text den unaufgedeckten, unaufgearbeiteten Gefühlen von diffuser Schuld und später Traumatisierung nach. Die einen (z.B. Jonathans Mutter) schämen sich für die Taten der Väter, die anderen (z.B. Jonathans Großvater) erleben das Abgeholt-Werden immer und immer wieder. Durch die Dreiteilung des Buches in "Mauern" / "An den Rändern" / "Aufbrüche" erleben die LeserInnen die innere (durchaus schwierige) Entwicklung Jonathans mit. Inwieweit die Situation in Österreich den deutschen Verhältnissen entspricht, ist schwer abzuschätzen und ohne Vorwissen lässt sich der Inhalt des Buches nicht leicht erschließen. Empfehlenswert für interessierte LeserInnen ab 14.

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Personen: Kuckero, Ulrike

Schlagwörter: Antolin