Zwei Mädchen und zwei Jungs sind in einem Arbeitscamp für kriminelle Jugendliche irgendwo in den Tiefen des Waldes gelandet. Sechs Wochen lang sollen Noomi, Olympe, Ryan und Flix hier in einfachen Blockhütten hausen und Arbeitsstunden ableisten, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Sechs Wochen ohne Verbindung zum Rest der Welt, Handy, Fernseher, PC – „jegliche technische Ausrüstung, die ihr digitales Ich ausmachte“. Und jede*r der vier bringt ein gut gehütetes Geheimnis mit: Noomi (15) ist vor einem Jahr im Ferienlager spurlos verschwunden. Mehr als 24 Stunden später hat man sie blutverschmiert auf einem Felsplateau wiedergefunden – und sie weiß nicht, was in der Zeit dazwischen geschehen ist. Flix (16), Sohn eines erfolgreichen Anwalts und Opfer häuslicher Gewalt, hat ein Verhältnis mit seiner Lehrerin und ist bei illegalen Autorennen mitten in Berlin „ein bisschen schnell gefahren“. Ryan (15) lebt bei seiner depressiven Mutter, die nicht über den Tod seiner kleinen Schwester hinwegkommt und wird von der ganzen Schule gemobbt. Olympe (14) hat ihre Eltern verloren, als sie sechs Jahre alt war, und seitdem viel Zeit „im Netz“ verbracht. Zuletzt hat sie die Bundesbank gehackt. Einfach so, weil sie’s kann. Atmosphärisch dicht wird abwechselnd aus der Sicht der vier Protagonist*innen erzählt. Hinzu kommen kurze Anmerkungen (selten länger als drei Zeilen) einer fünften Stimme („X“), die die Geschehnisse aus dem Off kommentiert. Die Diversität der Jugendlichen, deren Geschichten sich erst nach und nach zusammenfügen, ist dabei das eine. Wertsachen, die verschwinden, mysteriöse Spuren um und in den Hütten, unheimliche Begegnungen und Tiere, die sich auffällig verhalten, sind das andere. Bei einer Wanderung stoßen Noomi, Ryan, Flix und Olympe schließlich auf ein verlassenes Tiny House und das Protokoll eines geheimen Experimentes, was der Geschichte noch einmal eine aufregende Wendung gibt. Mit „Wild. Sie hören dich denken“ ist Ella Blix (hinter dem Pseudonym verbirgt sich das Autorinnen-Duo Antje Wagner und Tania Witte) erneut ein packender Thriller gelungen, der an die Bücher Ursula Poznanskis erinnert. Eine fesselnde Mystery-Nature-Geschichte, die viele Sinne anspricht und den Nerv der Zeit trifft.

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Personen: Blix, Ella

Schlagwörter: Antolin