In gewohnt markanter Ästhetik erprobt sich Dirk Steinhöfel an einer neuen Genrevariante und greift in diesem fast schon klassischen Bilderbuch einen Erzählstoff auf, der in der Kinderliteratur lange Tradition hat. In seinen realistisch-verfremdeten Computergrafiken erzählt er von der kleinen Emma, die mit ihrem Dreirad nur ja nicht um die Ecke fahren soll. Selbstbestimmt eignet sich das Mädchen jedoch den neuen, verbotenen Raum an: hinter der Ecke setzt der Text schließlich aus. Für die fast schon magischen Erfahrungen in diesem elternfernen Raum des Unbekannten und des Ungehorsams gibt bzw. braucht es keine Worte. Kindliches Autonomiegefühl, Euphorie, Gefahr und Abenteuer steigern sich zu intensiven Sinneseindrücken. Gewöhnliche Schatten werden zu wilden, bedrohlichen Tieren, alltägliche Momente zu Erfahrungen des Wunderbaren. Entsprechend dieser kindlichen Selbstermächtigung sind auch die bildlichen Perspektiven gesetzt. Auf Augenhöhe des herangezoomten Mädchens oder sogar aus der Froschperspektive bewegt sich der Blick der Leser_innen gemäß der ausschnitthaften Erfahrungswelt der Protagonistin. Auch wenn Steinhöfels sonst so gewaltige Bildwelten dabei nicht so eindrucksvoll zur Geltung kommen, wie man es gewohnt ist, sondern sich manchmal eher in Richtung Kitsch bewegen, und man den allzu moralisierenden Schluss auch hätte aussparen können, überzeugt der Kern der Geschichte – den man zwar schon kennt, aber immer noch gut findet.

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Personen: Steinhöfel, Dirk