Europäisches BürgerInnenforum:
Bittere Ernte : die moderne Sklaverei in der industriellen Landwirtschaft Europas / Europäisches BürgerInnenforum : Europäisches Bürgerforum/CEDRI, 2004. - 128 S.: Ill. - Was in El Ejido passiert, ist nicht ein Krebsgeschwür der modernen Landwirtschaft, sondern die konsequente Umsetzung von agroindustriellen Leitlinien. Andalusien ist vielleicht ein Extremfall, doch das dominierende Landwirtschaftsmodell bringt in ganz Europa ähnliche Strukturen hervor. Auf mehr als dreißigtausend Hektar erstrecken sich die Plastikgewächshäuser in der Region El Ejido und Almeria im südspanischen Andalusien. Auf dieser Fläche werden für jeden Europäer und jede Europäerin mehr als zehn Kilo Treibhausgemüse im Jahr produziert. Im Winter bringen täglich tausend Lastwagen die Tomaten, Gurken, Paprika und anderes Gemüse nach Zürich, Berlin, London ... Eine zerstörte Umwelt, eine von Pestiziden und üblen Gerüchen gesättigte Luft, eine Landschaft ohne Grünflächen, ohne Bäume, ohne sauberes Wasser, ohne Lebewesen - eine industrielle Einöde, die apokalyptische Züge annimmt. Das ist der Preis. Auch der Mensch hat hier keinen Platz mehr. Es zählt nur noch die Arbeitskraft: Sie muss jederzeit zur Verfügung stehen, wie eine betriebsbereite Landmaschine, am besten sie lebt in Rufweite in einem Plastikverschlag. Zwischen 70 und 80 Prozent des Lebensmittelmarktes Europas werden heute von wenigen Großhandelsketten beherrscht. Diese Konzerne unterstehen keinerlei Kontrolle. Ihre Macht und deren Missbrauch beruht auf der Spaltung der Gesellschaft in Konsumierende und Produzierende. Das Maß unserer Entfremdung von den Grundlagen unserer Nahrungsmittelproduktion zeigt sich an den immer häufigeren Masseninfektionen und Lebensmittelskandalen wie Rinderwahnsinn, Geflügelpest, Hormonfleisch und gentechnisch veränderter Nahrung. Welche Landwirtschaft wollen wir, welche Beziehungen zwischen Mensch und Natur, Gesellschaft und Landwirtschaft? Es geht um unsere Lebensgrundlagen.
ISBN 978-3-9522125-2-3