Das schmerzliche Erwachsenwerden zweier Außenseiter aus behüteten Familien.

---

Rezension

Die beiden Protagonisten, Mattía und Alice sind wie Primzahlpaare: nur durch eine gerade Zahl getrennt, stehen sie dicht beieinander und bleiben doch immer getrennt und damit einsam. So sieht der mathematisch hochbegabte Mattía sich Die Einsamkeit der Primzahlen und den einzig ihm nahe stehenden Menschen, Alice. Beide hatten im Kindesalter ein schreckliches Erlebnis, das sie für immer geprägt und verstört hat. Mit fünfzehn lernen sich Alice und Mattía im Gymnasium kennen. Alice durchlebt die Schulzeit, indem sie sich von der Welt gemieden fühlt, Mattía, indem er die Welt meidet. Jeder erkennt im anderen die eigene Einsamkeit und sie werden Freunde, auf eigenartig distanzierte Weise. Nach Abschluss der Schule wird Alice Fotografin und Mattía promoviert über Primzahlen. Die Anziehungskraft zwischen den beiden scheint unwiderstehlich. Doch mit den Jahren werden die Hindernisse, die die beiden einander unbewusst in den Weg legen, höher und höher. Bis sie sich entscheiden müssen.
Mit großer Einfühlsamkeit erzählt Paolo Giordano die Geschichte von Alice und Mattía. Beiden gelingt es, erwachsen zu werden und ein selbständiges Leben zu führen, aber nur an der Oberfläche, denn die Dramen ihrer Kindheit wirken fort und verhindern, dass die beiden füreinander Bestimmten zusammenkommen. Ein unglaublich eindrucksvolles Debüt eines noch sehr jungen Schriftstellers, der sich mit großer Sensibilität in die Psyche dieser verletzten Kinder einfühlt; in Italien wurde der Roman mit dem wichtigsten Literaturpreis ausgezeichnet. (Übers.: Bruno Genzler)

Rezensent: Ileana Beckmann

---

Personen: Giordano, Paolo