Mühldorfer, Stefan
Tagsüber dieses strahlende Blau
Buch

Das Leben eines Versicherungsmaklers gerät plötzlich und ohne Vorankündigung aus den Fugen. (DR) Robert Ames ist Versicherungsvertreter in einem idyllischen Ort Kanadas, verheiratet, ein Kind, gutes Einkommen - man kann zufrieden sein. Doch dann kommt dieser Freitag: Am Morgen schon ein freundlicher Himmel und der Wetterbericht sagt Temperaturen bis zu 30 Grad voraus. Ames fährt über die Main Street in sein Büro - und bis zum Abend soll alles anders werden. Es soll Menschen geben, die den Beruf des Versicherungsvertreters langweilig finden und es als zweifelhafte Tätigkeit ansehen, Leuten etwas zu verkaufen, das sie nicht haben wollen. Mit ihrer Angst und dem Drang sich abzusichern, zu kalkulieren, sie zu überzeugen, dass die kleinen und großen Katastrophen des Lebens auch sie treffen können, da ist Menschenkenntnis gefragt. Aber Ames kommt damit gut zu Rande und er mag die Menschen, die er versichert. Auch wenn es nicht der Beruf ist, den er sich ausgesucht hat. Er ist da eigentlich nur hineingerutscht. Was soll´s, er ist zufrieden, alles läuft nach Plan, sein Beruf, seine Ehe, na ja, eben alles. Oder doch nicht? Kleine harmlose Ereignisse und scheinbare Zufälle heben an diesem Freitag das Innenleben von Ames aus den Angeln. Darf er wirklich zufrieden sein, so wie sich sein Leben abspult? Immer im gleichen Rhythmus, mit dem Basketballkorb an der Hauswand, dem grünen Rasen im Vorgarten und dem obligatorischen Drink nach Arbeitsschluss mit seiner Frau. War es das schon oder kommt noch etwas? Aber was und wann? Da nützt auch das kleine erotische Zwischenspiel, übrigens ohne besonderen Reiz, nicht viel. Dieser Freitag, der so gut wie jeder andere Freitag begann, wird zum Katastrophentag. Nicht sichtbar und hörbar für andere. Die Katastrophe findet in Ames, tief in seinem Inneren, statt. Sie bahnt sich langsam an, schleicht sich förmlich durch das Gestrüpp des Alltags, um ihn in einem unbeobachteten Augenblick kraftvoll anzuspringen, wie ein Raubtier seine Beute. Und er ist unbewaffnet und machtlos. Stefan Mühldorfer ist ein kleines, feines Meisterwerk gelungen, in dem man sich des Öfteren selbst finden kann, so man das will. Penibel dokumentiert er die Zwischentöne der menschlichen Psyche nicht ohne Ironie und mit dem Gespür für emotionalen Realismus. Bleibt nur die Frage, warum Hamilton in Kanada, warum nicht eine Reihenhaussiedlung am Stadtrand von Frankfurt? *bn* Ilse Hübner


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Personen: Mühldorfer, Stefan

Mühldorfer, Stefan:
Tagsüber dieses strahlende Blau / Stefan Mühldorfer. - München : Deutscher Taschenbuch Verlag, 2009. - 238 S.
ISBN 978-3-423-24715-3 kart. : ca. _ 15,40

Zugangsnummer: 2019/1651 - Barcode: 2-2033305-6-00001871-5
Schöne Literatur - Signatur: SL Mühl - Buch