Staaten und Familien zerbrechen an vermeintlich erhofften Gemeinsamkeiten; nur der Feigenbaum bleibt fruchtbar und beugt sich unter seiner süßen Last. (DR) Geburtsland und Familie kann man sich üblicherweise nicht aussuchen; nicht umsonst kannte man im alten Jugoslawien Bruderländer, in denen "Menschen leben, die zwar eine fast verständliche Sprache sprechen, […] aber trotzdem unverständlich sind" (S. 7). Jadran Dizdar, ein junger Slowene mit bosnischem Familiennamen, besucht das Haus seines verstorbenen Großvaters; seit einigen Jahren liegt es jenseits der Grenze, in Kroatien. In dichten Kapiteln erzählt Jadran eine Familiengeschichte, die sich erst nachträglich zu einem roten Faden und zu zerbrechlichen Identitäten verknüpft, zu einer unsicheren Folge von Verbergen, Verschwinden und Trennen. Schon seine Urgroßmutter nahm als Jüdin einen serbischen Namen an; sein Großvater muss nach der Rückkehr von einer langen Dienstreise nach Ägypten feststellen, dass seine Frau dement ist; Jadrans Vater verschwindet nach Bosnien und auch seine junge Frau verlässt die Familie. Einzig der Feigenbaum im Garten des Großvaters trotzt mit süßen Früchten den Zerwürfnissen und dem Zerfall der Familie und des gemeinsamen Staates. Für seine Heimat- und Identitätssuche porträtiert Goran Vojnovic, preisgekrönter Shooting Star der jungen slowenischen Literatur, Menschen und ihre auseinanderdriftende Sprache. Ein Buch, das auch außerhalb Sloweniens nachdenklich machen wird.

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Medium erhältlich in:
45 KÖB St. Remigius Unkelbach, Remagen-Unkelbach

Personen: Vojnovic, Goran