Irgendwo in der chilenischen Einöde werden ein Mörder und ein verlorener Dandy zu Ziehvätern. (ab 14) (JE) Irgendwo in der chilenischen Einöde, wo nichts als steinige Erde und Wind sind, taucht im kleinen Haus von Paolos Familie Angel Allegria auf. Angel ist, anders als es sein Name suggeriert, weder froh noch ein Engel, sondern ein Mörder auf der Flucht. Auch Paolos Eltern bringt er ohne zu zögern um. Allerdings bringt er es nicht übers Herz, den kleinen Paolo zu töten. Stattdessen beginnt er, sich um ihn zu kümmern. Als eines Tages auch noch Luis Secundo auftaucht, ein belesener Bohemien aus der Oberschicht, der auf der Flucht vor seiner Biografie ist, konkurrieren gleich zwei ungewöhnliche Männerfiguren um die Gunst des kleinen Jungen. Mit der Flüchtlingsgeschichte "Zeit der Wunder" hat die französische Schriftstellerin Anne-Laure Bondoux 2011 einen formal wie inhaltlich beispielhaften Roman vorgelegt. Damals beeindruckte u. a., wie es Bondoux gelang, trotz sprachlicher Reduktion große Gefühle und Teilnahme am Schicksal der Figuren zu vermitteln, ohne dabei ins Klischeehafte zu verfallen. Ihr neuer Roman "Und der Mörder weinte" ist gewissermaßen noch reduzierter (wie auch die karge Landschaft, in der die Handlung spielt) und vom Plot noch etwas radikaler und geradliniger. Jene, die sich mit biblischen Motiven und Themen auskennen, werden an den feinen intertextuellen Zitaten ihre Freude haben. Ein Roman in reduzierter, poetischer Sprache über eine für ein Jugendbuch ganz und gar ungewöhnliche Beziehungskonstellation. Eine wunderbare Empfehlung für alle, die gern zu anspruchsvoller Literatur greifen, und für Bibliotheken mit einer gut sortierten Jugendbuchabteilung. *bn* Jana Sommeregger

Altersempfehlung: ab 14 Jahren.

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Medium erhältlich in:
42 KÖB St. Stephanus, Polch

Personen: Vogel, Maja von Bondoux, Anne-Laure