Frey, Jana
Ich, die Andere
Buch

Die zu Beginn des Romans 15-jährige Kelebek ist Deutsche und Türkin. Sie lebt bereits seit Jahren in Deutschland, besucht ein Gymnasium und hängt mit ihren nichtmuslimischen Freundinnen ab. Seit ihrem 11. Lebensjahr trägt sie das Kopftuch, ist gläubig und zugleich möchte sie mit ihren Freundinnen ausgehen. Mit 15 Jahren bemerkt sie jedoch Veränderungen in ihrem Elternhaus. Ihre Eltern engen sie immer mehr ein und ihr älterer Bruder Sercan verbringt immer mehr Zeit in der Moschee und gerät dort an fundamentalistische Prediger. Während Kelebek abends nicht ausgehen darf, geht ihr Bruder selbstverständlich in Discotheken und vergnügt sich mit nichtmuslimischen Mädchen. Kelebek leidet immer mehr unter der Enge in der Familie. Als sie zur Hochzeit einer Cousine in die Türkei reisen, werden die Unterschiede zwischen den türkischen und den in Deutschland lebenden Verwandten immer offensichtlicher. Sie sieht, wie konservativ die Familie ist und wie sich alle den Wünschen der Väter beugen. Die Lage spitzt sich zu, als sich Kelebek in Janosch verliebt. Janosch ist katholisch und kein Türke. Kelebek verschweigt ihren Eltern die Freundschaft zu Janosch. Sie spinnt ein Netz aus Lügen, doch kann sie in der Kleinstadt den Blicken nicht entkommen und als einer der Freunde Sercans Kelebek verrät, spitzt sich die Lage zu. Kelebek muss in die Türkei: Dort untersucht ihre Tante, ob sie noch Jungfrau ist. Als die Untersuchung positiv ausfällt, muss sie sich mit einem Cousin zwangsverloben. Erst Monate später kehrt sie nach Deutschland zurück. Doch sie konnte ihre Liebe zu Janosch nicht vergessen und muss sich entscheiden … Der Roman erinnert an Fälle, die durch die Medien gingen: Junge muslimische Frauen werden ermordet, da sie sich dem Druck der Familie nicht beugen und mutig ihren eigenen Weg gehen. Jana Frey, Autorin zahlreicher problemorientierter Jugendromane, nähert sich dem Thema sensibel an, entwirft keine Klischees und beleuchtet mit ihrer Erzählweise den Blick in das Innere der Familie. Erzählt wird aus der Sicht der 15-jährigen Kelebek, doch man ahnt als Leser und Leserin auch den Druck, den die in der Türkei lebende Familie auf ihre modern denkenden Eltern ausübt. Kelebeks Eltern sind glücklich in Deutschland, sprechen die Sprache, akzeptieren Kelebeks Freunde und erst ihre Verwandten in der Türkei kritisieren die Lebensweise Kelebeks. Der Vater, der den Gesichtsverlust fürchtet, muss handeln. Kelebeks Mutter, die an Krebs erkrankt, kann ihrer Tochter nicht helfen, die emanzipierte Großmutter ist bereits verstorben, so dass Kelebek Hilfe außerhalb der Familie suchen muss. Diese findet sich innerhalb der Familie ihrer besten Freundin Ana. Ana lebt in einer offenen Familie, in der die Frauen emanzipiert auftreten und ihr Leben meistern. Der Autorin gelingt es gekonnt, Informationen in die individuelle Geschichte um Kelebek einzubinden. Sie zeigt die Ängste und die Wünsche des Mädchens. Dies zeigt sich insbesondere auf der Mädchentoilette der Schule: Dort treffen sich Kelebek und ihre Freundinnen. Sie sprechen über Jungs und die Discothek in der Stadt. Sie gehen selbstverständlich aus und Kelebek muss zu Hause bleiben. Doch auch ihre Cousinen verwirren sie: Ähnlich wie ihre nichtmuslimischen Freundinnen sprechen sie über Jungen und Heirat, ohne sich gegen die Zwangsverheiratungen zu wehren. Ich, die Andere ist ein spannender Roman, der zum Nachdenken anregt. Jana Frey belehrt und moralisiert nicht, bietet den Jugendlichen jedoch genügend Stoff zum Diskutieren an.

Altersempfehlung: ab 12 Jahren.


Medium erhältlich in:
49 KÖB Maria Himmelfahrt, Spabrücken
12 KÖB St. Bartholomäus, Föhren
16 KÖB St. Martin/St. Jakobus Guldental, Guldental

Personen: Frey, Jana

Frey

Frey, Jana:
Ich, die Andere / Jana Frey. - Bindlach : Loewe, 2007. - 357 Seiten
ISBN 978-3-7855-5865-2 Festeinband : 13,30 EUR

Zugangsnummer: 2013/0022 - Barcode: 000000008433
Jugendbücher (ab 13 Jahre) - Buch