Zehn Jahre nach der tragischen Geiselnahme setzt nun der zweite Band der »Turm«-Reihe ein. (DR) Wieder steht der Turm im Zentrum und wieder gelingt es dem Autor, einen fesselnden Thriller zu schreiben, der thematisch kaum aktueller sein könnte. Dieses Mal sind es aber zehn Kinder samt Kindergartenpädagoginnen, die zu Geiseln im Turm werden. Die Täter: zwei Neonazis, die die Herausgabe ihres Kameraden Rieder fordern, der sich im Zeugenschutzprogramm befindet. Der Autor, in dessen Schreiben man durchaus seine Tätigkeit als Drehbuchautor wiederkennt, erzählt spannungsgeladen wie wohl recherchiert. Auf mehreren Zeitebenen und mit wechselndem Fokus auf unterschiedliche Figuren, die an der Geiselhaft respektive dem Davor oder Danach Anteil haben, entfaltet sich das Geschehen. Aber nicht nur hinsichtlich der rechtsextremen Bewegungen ist dieser Thriller aktuell, sondern auch in Bezug auf die Verortung, die der Autor vornimmt: Die Covid-19-Pandemie ist noch spürbar, faktuale Terroranschläge werden eingewoben, die dem Geschehenen eine bedrückende Atmosphäre verleiht. Zugleich wird die Legende um den »Nazischatz« aufgerufen und mit dem Geschehen im Turm verknüpft. Einmal mehr entwirft Grandl ein gut gezeichnetes Figurenrepertoire und verwebt viele Einzelschicksale zu einer spannenden, wohldurchdachten Handlung, die immer wieder innehalten lässt – wachrüttelnd und packend zugleich.